Sind die Arbeitsbedingungen wirklich so schlimm in der Sicherheitsbranche? Das ist der Titel der heutigen Folge im Podcast für Schutz und Sicherheit.
Als Reaktion auf die beiden letzten Podcastfolgen zum Thema „Betäubungsmittel und Mediakamentenmissbrauch in Unternehmen“ erhielt ich bei Facebook mehrere Posts, dass Arbeiten in der Sicherheitsbranche ganz übel wäre und dass die Mitabeiter ausgebeutet würden. „Man“ sollte endlich bessere Bedigungen für die Arbeitnehmer schaffen, die nicht nur unter Druck gesetzt werden, sondern auch zu wenig verdienen.
Sind die Bedingungen wirklich menschenverachtend, wie Leute in Facebook schreiben? Oder sind die Probleme nicht eher doch hausgemacht und jeder einzelne könnte daran etwas ändern.
Diesen Fragen gehe ich heute nach und ich freue mich auf viele Posts zum Thema.
Nur Du kannst etwas ändern, die anderen machen es sicher nicht.
Jetzt reinhören!
Link zum im Podcast genannten Buch:
Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit
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Ich wünsche eine schöne Woche und verbleibe bis zum nächsten Mal.
Herzlichst Euer
Jörg Zitzmann
Hallo Hr. Zitzmann,
ich habe gerade Ihren Podcast angehört und muss sagen, es stimmt was Sie in der Sendung sagen. Allerdings habe ich auch einige Anmerkungen zu den angesprochenen Themen:
– Die angeprangerten 12-Stunden-Schichten:
Klar sind 12 Stunden eine sehr lange Zeit nach denen man „fertig“ ist und nur noch die Beine hochlegen will. 8-Stunden Schichten wären hier deutlich entspannter und leichter zu verkraften ABER, bei dem Lohn den der SiMa in der Stunde bekommt, selbst die momentanen 14,31€ als GSSK / WSF, ist da einfach nichts mehr verdient.
Z.B. Das Objekt an dem ich momentan noch eingesetzt bin fuhr mit meinem derzeitigen Arbeitgeber 12-Stunden-Schichten, mit denen man bequem 200-220 Stunden und einen guten Lohn erwirtschaften konnte. Ab 01.04. übernimmt nun ein anderer Dienstleister das Objekt und möchte die Schichten ändern auf ein Model mit Wochentags 8-Stunden-Schichten und nur Wochenend’s (und evtl. Feiertags) 12-Stunden-Schichten. Zusätzlich dazu, in der 8-Stunden-Nachtschicht, nur noch ein SiMa auf Schicht (was meiner Meinung nach gar nicht zulässig ist [Fürsorgepflicht, Gesundheitsschutz]). Somit ergibt sich dass der einzelne SiMa mit mindestend 24 Arbeitstagen nur noch 200 Stunden arbeiten kann gegenüber 216 Stunden mit gerade mal 18 Arbeitstagen. Zusätzlich kommt hier noch dazu dass der SiMa mindestens 6mal mehr zur Arbeit und zurück fahren muss (Spritkosten) und, der neue Dienstleister, aufgriund einer Herabsetzung der geforderten Qualifikation, nur noch 12,50€ Stundenlohn zahlt statt wie bisher 14,31€.
Fazit: Die Arbeitsbedingung sind oft nicht optimal.
– Fortbildung:
Wie Sie sagten, es ist jedem selbst überlassen sich Weiterzubilden, die GSSK oder den MSS zu machen um im späteren / weiteren Berufsleben „nach vorne“ oder „ins Büro“ zu kommen. Fakt ist aber auch, dass viele Unternehmen / Vorgesetzte, sei es aus Konkurenzangst o.ä. eine Weiter- / Fortbildung nicht nur nicht unterstützen, sondern teilweise tatsächlich behindern.
Z.B. hatte ich vor kurzem ein Vorstellungsgespräch in dem der dortige Objektleiter mir sinngemäß sagte, dass „… er keinen MSS im Objekt wolle und man mir hierfür definitiv keine ‚freien Tage‘ in den Dienstplan planen könne. Ich müsse hier für die Präsenztage schon Urlaub einreichen…“ und, „… ob dieser Urlaub dann genehmigt werden könne müsse man individuell entscheiden. Schließlich könne der Arbeitgeber auch nicht den gesamten Jahresurlaub auf 1-2 Tage Schnippsel aufteilen sondern müsse im Rahmen der Fürsorgepflicht auch darauf bestehen dass der SiMa sich auch einmal 14 Tage am Stück Erholen kann. Diese ‚Erholung‘ für die der ‚Erhiolungsurlaub‘ sorge tragen soll, könne mit einer derartigen immer 1-2 Tage Urlaub Stückelung nicht erreicht werden…“
Fazit: Der Arbeitgeber versucht mutwillig eine Fortbildung bzw. ein Weiterkommen des SiMa im Keim zu ersticken.
– Lohn- / Gehaltsverhaldlungen der VerDi / Thema Gewerkschaften:
Zugegeben, wie haben eine Gewerkschaft, die theoretisch gutes für die SiMa’s verhandeln soll, seien dies Lohnerhöhungen oder bessere Arbeitszeitgesetze.
Jedoch scheint mir die wirkliche Motivation der VerDi (Bayern) inzwischen nur noch zu sein, die eigenen Taschen gut gefüllt zu haben.
So fragte man in einer Mitgliederversammlung in Schweinfurt noch die anwesenden Mitglieder „… was würdet ihr tun um bessere Abschlüsse zu erreichen? Würdet ihr streiken?“ Am Ende warf man im letzten Jahr bei einem an eine Frechheit grenzenden Angebot der Arbeitgeber die Flinte ins Korn und unterschrieb lange vor Ende der Friedenspflich einen Tarifvertrag der der breiten Masse der SiMa’s in Bayern im Jahr 2019 überhaupt keine, den GSSK / WSF-Kräften eine deutlich unter der Steigerung der Lebenshaltungskosten liegende und einzig den SiMa’s die in Militärischen Anlagen ihren Dienst verrichten eine angemessene Lohnerhöhung brachte.
Fazit: Wozu brauche ich als SiMa eine derartig einknickende und schwache „Gewerkschaft“?
– „Fuck you Money“:
Zugegeben, das hört sich alles schön an aber, wenn man in der Sicherheitsbranche arbeiter ist es schwer, sich ein derartiges Polster aufzubauen, und wenn man es erreicht hat, wie lange hält es?
Ich beziehe mich auf mein oberstes Beispiel mit dem neuen Dienstleister an dem Objekt an dem ich im Moment noch eingesetzt bin.
Aktuell verdienen ich und meine Kollegen dort im Schnitt 2200-2400€. Wenn der Dienstleisterwechsel sowie der Wechsel des Schichtmodels vollzogen ist wird ein SiMa dort im Schnitt 1500-1600€. Insbesondere wenn man über Jahre einen hohen Durchschnittslohn erwirtschaftet hat und dann plötzlich 600-900€ pro Monat fehlen, wie lange häli dieses „Fuck you Money“ dann bis es tatsächlich aufgebraucht ist? Der Vermieter, der Kreditgeber einer Fahrzeugfinanzierung, der Strom- / Wasser- / Gaslieferant, die Telefongesellschaft etc. werden wegen einem geringeren Einkommen trotzdem die Vereinbarten Beträge pro Monat erhalten wollen was dementsprechend zu einer deutlich geschmälerten Lebenshaltung führen wird.
Fazit: Soll man auch als SiMa nicht nur von seinem Einkommen überleben, sondern auch „leben“ können?
Gesamtfazit:
Die Arbeitgeber behindern ein Weiterkommen, beuten teilweise tatsächlich die Mitarbeiter aus, die Gewerkschaften machen sich lieber die eigenen Taschen voll statt sich um die Mitarbeiter wirklich gut zu kümmern.
Von anderen Machenschaften in Unternehmen (z.B. wurde ich sogar schon zur Schichtübernahme derart unter Druck gesetzt dass es, wenn ich schriftliche Beweise gehabt hätte, vor jedem Gericht als §240 – Nötigung stand gehalten und ich die Klage gewonnen hätte) möchte ich hier noch nicht einmal im Detail reden / schreiben…